Was sind eigentlich die Aufgaben von Rechtsanwaltsfachangestellten?
Längst unzeitgemäß ist die Vorstellung, dass Rechtsanwaltsfachangestellte dafür gebraucht werden, Akten zu sortieren, zu tippen, Kaffee zu kochen und Besuch zu empfangen. Denn im digitalen Zeitalter verabschieden sich immer mehr Rechtsanwaltskanzleien von den herkömmlichen Papierakten. Dieser Prozess hat deutlich an Fahrt aufgenommen, als die aktive Nutzungspflicht des beA (besonderes elektronisches Anwaltspostfach) seit Anfang des Jahres in Kraft getreten ist. Schriftsätze können seit dem 01.01.2022 nicht mehr wirksam per Post oder Fax an das Gericht gesandt werden. Umgekehrt stellen auch die Gerichte ihre Kommunikation mit den Rechtsanwälten auf den elektronischen Weg um. Gleiches gilt für Gerichtstermine. § 128a ZPO sieht eine Verhandlung im Wege der Bild- und Tonübertragung vor. Faktisch gesehen müssen die Parteien des Rechtsstreits nicht mehr klassisch im Gerichtssaal auftauchen. Es reicht eine Online-Übertragung. Das Schreiben nach Diktat verliert ebenfalls an Attraktivität – denn das Angebot von exzellenter Spracherkennungssoftware hat einen deutlichen Platz auf dem Markt.
Doch welche Aufgaben erwarten Rechtsanwaltsfachangestellte genau? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass einigen Rechtsanwälten genaue Kenntnisse des Gebühren- und Kostenrechts fehlen. Kenntnisse in Bezug auf Inhalt und Ablauf des gerichtlichen Mahnverfahrens sind auf die Anschlussverfahren (Widerspruch, Einspruch) beschränkt. Auch sind sie in der Regel nicht allzu fit in Angelegenheiten der Zwangsvollstreckung. Dies verwundert nicht, da diese Bereiche im rechtswissenschaftlichen Studium eher Randbereiche betreffen. Jetzt kommen allerdings Rechtsanwaltsfachangestellte ins Spiel.
Vorgenannte Tätigkeitsfelder sind in der Ausbildung von herausragender Bedeutung. Indem Rechtsanwaltsfachangestellte sicher z.B. die Abrechnung einer Akte beherrschen, sparen sie im Umkehrschluss die Arbeitszeit des Volljuristen, die weitaus höher vergütet wird, als die eigene. Zudem müssen Termine koordiniert, Fristen überwacht und für einen reibungslosen Kanzleiablauf gesorgt werden. Wenn auch die Spracherkennung den Markt erobert hat, bleibt die Korrespondenz insbesondere mit Mandanten nicht aus. Im zunehmenden E-Aktenalltag ist es darüber hinaus wichtig, die E-Akte zu pflegen, z.B. richtigen und logischen Dateinamen zu vergeben, nach Rubriken zu sortieren etc. Der Job bietet also Raum für eigenverantwortliches Handeln!
Die Aufgabengebiete im Überblick:
- Mahnwesen inkl. Zwangsvollstreckung
- Erstellung von Gebührenrechnungen
- Überwachung von Fristen und Terminen
- Korrespondenz mit Mandanten, Behörden und Gerichten
- Terminplanung und Kanzleimanagement
- Pflege von Akten (insbesondere E-Akten)