Das Bild zeigt einen Handschlag von zwei zufriedenen Verhandlungspartnern.

Verfasst von Mareike Späth|Veröffentlicht am 25.05.2023

Gehaltsverhandlung als Rechtsanwaltsfachangestellte: Tipps für das Gehaltsgespräch

So meisterst du die Gehaltsverhandlung als ReFa erfolgreich

Egal ob Berufseinsteiger oder alter Hase: Ein Gespräch über das Gehalt bzw. eine Gehaltserhöhung fällt nicht leicht. Als Rechtsanwaltsfachangestellte spielt die Gehaltsverhandlung eine entscheidende Rolle für die berufliche Entwicklung und finanzielle Sicherheit. Durch geschickte Verhandlungstechniken und fundierte Kenntnisse der eigenen Fähigkeiten und des Marktwerts können Rechtsanwaltsfachangestellte ihre Chancen auf eine angemessene Bezahlung erhöhen.

1. Gute Vorbereitung ist die halbe Miete


Wenn man sich gut auf das Gespräch vorbereitet und einige Punkte beachtet, braucht man sich vor der Gehaltsverhandlung nicht fürchten. In vielen Kanzleien gibt es mittlerweile regelmäßige Mitarbeitergespräche mit den Rechtsanwaltsfachangestellten, bei denen man das Thema Gehalt ansprechen kann. Sollte es solche Gespräche in eurer Kanzlei nicht geben, dann ist es wichtig, den Chef mit der Gehaltsforderung nicht zwischen Tür und Angel zu überfallen, sondern ihn um einen Gesprächstermin zu bitten. So können sich beide Seiten vorbereiten.

2. Tipps: Zeitpunkt & Argumente


Ein guter Zeitpunkt für eine Gehaltserhöhung kann der Erwerb von Zusatzqualifikationen (z. B. Fortbildung zum Rechtsfachwirt, Weiterbildungen im Kostenrecht, etc.), die Übernahme neuer bzw. zusätzlicher Aufgaben oder der Ablauf einer gewissen Zeitspanne sein.
Um gut vorbereitet bzw. mit guten Argumenten ausgerüstet zu sein, kann man sich eine Liste anlegen, in die man über einen längeren Zeitraum seine beruflichen Aufgaben und Erfolge notiert und sich bewusst macht, was man alles für die Kanzlei leistet bzw. geleistet hat.
Immer mehr Rechtsanwaltsfachangestellte übernehmen nicht mehr (nur) die klassischen Sekretariatsarbeiten, sondern sind teilweise sehr spezialisierte Sachbearbeiter, die mit ihrer Tätigkeit nicht unwesentlich zum Erfolg und Umsatz der Kanzlei beitragen.
In diese Liste gehören auch sämtliche Fähigkeiten, Zusatzqualifikationen, Sonderaufgaben etc. und vor allem, wie diese der Kanzlei nützen. Scheut euch nicht, diese Liste mit in die Gehaltsverhandlung zu nehmen. So sieht auch der Chef, dass die Forderung nach mehr Geld gut überlegt und vorbereitet ist.

Aber nicht nur die Argumente, warum man mehr Geld möchte, sind wichtig, sondern auch die konkrete Forderung will ordentlich überlegt und recherchiert sein. Um deinen Marktwert zu ermitteln, kannst du dich mit (ehemaligen) Kolleginnen austauschen, im Internet auf entsprechenden Gehaltsseiten schauen oder bei der Rechtsanwaltskammer oder einer RENO-Vereinigung nach Gehaltsempfehlungen fragen.

Wie der Name „Gehaltsverhandlung“ schon sagt, darf verhandelt werden – und zwar auf beiden Seiten. Macht der Chef auf eure Gehaltsforderung einen Gegenvorschlag, muss dieser nicht sofort angenommen werden. Seid ihr noch unsicher, ob ihr das Angebot annehmen oder ob ihr eurerseits nochmals ein Gegenangebot machen sollt, könnt ihr euch eine Bedenkzeit erbitten. Sollte alles Verhandeln nichts nützen und der Chef nicht oder nicht vollständig auf die gewünschte Erhöhung eingehen oder tatsächlich nicht mehr Geld bezahlen können, ist es Zeit für Plan B, den man sich ebenfalls schon vor dem Gehaltsgespräch überlegt haben sollte.

Vielleicht könnt ihr euch anstatt auf mehr Geld auch auf folgende Punkte einigen:

  • die Kostenübernahme für Weiterbildungen
  • flexible Arbeitszeiten/Home-Office-Tage
  • Zuschuss zur privaten Altersvorsorge
  • Fahrtkostenzuschuss
  • mehr Urlaubstage
  • eine Stundenreduzierung bei gleichem Gehalt
  • Kostenübernahme für Sport- oder Sprachkurse
  • Zuschuss zu Kinderbetreuungskosten
  • etc.

Einige dieser Punkte haben auch für die Kanzlei Vorteile (steuerliche Vorteile, keine Sozialversicherungspflicht).

3. Die No-Gos der Gehaltsverhandlung - Fehler vermeiden


Wie oben erwähnt ist es wichtig, die Forderung nach mehr Geld mit guten sachlichen Argumenten zu begründen. Aussagen wie „Ich brauche mehr Geld“, „Das ist mein letztes Angebot“ oder „andere Kanzleien zahlen ihren Rechtsanwaltsfachangestellten mehr Geld“ gehören nicht an den Verhandlungstisch und werden garantiert nicht zum Erfolg führen. Auch das vermeintliche Argument „alles ist teurer geworden“ hat im Gehaltsgespräch nichts verloren. Steigende Lebenshaltungs- und Energiekosten treffen nicht nur euch, sondern auch den Arbeitgeber. Also könnte der Chef mit dem gleichen „Argument“ die Gehaltserhöhung abbügeln. Zwar kann man nach einer gewissen Zeitspanne nach einer Gehaltserhöhung fragen, aber diese Zeitspanne ist kein Argument für mehr Geld, sprich der Satz „Ich hatte schon länger keine Erhöhung mehr“ ist auch tabu. Denn ganz ehrlich: Warum gab es denn länger keine Gehaltserhöhung? Richtig, weil du nicht danach gefragt hast.

Und zum Schluss noch ein Tipp: Beginne das Gespräch nie mit „Es ist mir unangenehm“, „Ich habe heute ein unangenehmes Anliegen“, etc.
Tritt selbstbewusst auf! Mach dir vor dem Gespräch nochmals klar, dass du dich, deine Leistung und deinen Wert als Rechtsanwaltsfachangestellte für die Kanzlei verkaufst und es keinen Grund gibt, dich als Bittsteller zu fühlen oder dich unter Wert zu verkaufen.